Sonntag, 6. Mai 2007
Geschichte wiederholt sich
Ich bin ein immigrantenkind.
Früher sagte man dazu "Ausländer".

Mein pech ist, dass man es mir ansieht.
Natürlich sind meine eltern nicht aus Schweden eingewandert, nein, sie sind auch noch "schwarz". Und ich auch. Meine hautfarbe ist deutlich dunkler als die von anderen Deutschen.

Als ich ein kind war, war mir das nicht bewusst. Und den anderen kindern auch nicht.
Natürlich habe ich auch schon als kind gemerkt, dass irgendetwas anders war - ich wollte auch blond und weiss sein wie die anderen kinder, und irgendwie habe ich auch gemerkt, dass einige erwachsene mich nicht mochten und anders behandelten. Als ich 8 jahre alt war, war mein bester freund ein junge aus der nachbarschaft, aus einer asozialen-familie. Ich durfte ihre wohnung nie betreten, das hatte ihm seine mutter unter schlägen verboten. Ich durfte maximal bis zur tür, um ihn rufen zu können. Rolf, so hieß er, war nicht besonders intelligent und hatte auch (natürlich) asoziale und brutale züge, aber es gab nicht allzuviel auswahl an freunden in unserer strasse.

Eines tages neckte er seine mutter und fragte sie, was "Ausländer" seien. Sie antwortete gepresst, dass seien leute, die gefälligst wieder aus Deutschland abhauen sollten. Wenn es nach ihr ginge, würde sie sie alle rausschmeissen. Neugierig hörte ich zu; ich wußte gar nicht richtig, was "Ausländer" waren. Ob sie denn auch mich (seinen besten freund) rauswerfen würde, fragte er. "Ja", sagte sie kalt, ohne mich anzusehen. Und dann wiederholte sie ihr "Ja", während sie mich kalt grinsend ansah.

Bis heute hat sich nicht wirklich etwas verändert, denn ich sehe immer noch nicht aus wie die menschen um mich herum. Geschichte wiederholt sich, sagt man. Das ist wohl nicht wirklich so, höchstens im übertragenen Sinne. Auch heute habe ich beste freunde ohne derartige probleme von damals. Es gibt aber einen, der mir sehr lieb ist - obwohl er anfangs etwas bizarr (aber für Deutsche "normal") reagierte: Als ich ihm eines tages sagte, dass ich ihn wirklich sehr mochte, packte ihn die panik, weil er glaubte, ich sei schwul und könnte ihn mit meinem riesigen schwarzen schwanz vergewaltigen. Schlagartig distanzierte er sich von mir und verletzte mich damit sehr.
Es dauerte monate, bis W. sich von diesem scheinbar schweren betrug an ihm erholte und irgendwann kapierte, dass ich nicht schwul war und mich auf ihn stürzen würde.

Am vergangenen wochenende hatte er geburtstag und lud mich nicht ein. Natürlich hätte ich seine einladung dankend abgelehnt und behauptet, ich könne aus familiären gründen leider nicht kommen, wenn er sie ausgesprochen hätte. Ich wusste, dass teile seiner familie ausländerfeindlich und rassistisch sind und hätte ihn niemals kompromittieren wollen. Aber er lud mich gar nicht erst ein, wand sich sogar feige und erwähnte seinen geburtstag einfach nicht und reagierte kaum, als ich ihm ein geschenk mit nachhause gab.

Plötzlich war sie wieder da, diese hässliche mutter meines damals besten freundes, die mir mit sadistischem vergnügen deutlich machen wollte, dass ich unerwünscht war.
Geschichte wiederholt sich. Geschichte ist zum kotzen.

... link (21 Kommentare)   ... comment