Donnerstag, 22. Februar 2007
Berliner Kotz
Seit je her ist bekannt, dass Berliner eine sogenannte "Berliner Schnauze" haben. Und die gefällt nicht jedem.

Wer als westdeutscher oder gar als ausländer es wagt, Berlin zu besuchen, der kann sich auf was gefasst machen. Und sollte starke nerven mitbringen.

Gestern abend durfte ich eine typische Berliner anwandlung am eigenen leib erfahren. Mit einer ebenfalls nicht aus Berlin stammenden freundin wollte ich diese pleitestadt finanziell unterstützen, indem ich mit ihr bei Maredo am Potsdamer Platz geld für ein abendessen ausgab.

Das lokal war halb leer, so dass man sich den tisch zwar aussuchen konnte, aber eine kellnerin wies uns einen - an sich gar nicht schlechten - platz an: am nebentisch von zwei Berliner "damen" vom typ "Ete-Petete".

Mein gefühl sagte mir schon recht bald, dass mit denen irgendetwas nicht stimmte. Und mein gefühl trog nicht.
Mag sein, dass das unheil seinen lauf nahm, weil die kellnerin eine der beiden tussen höflich fragte, ob sie wohl ihre sachen (mantel, einkaufstaschen, handtasche, schal, hut etc. ...) etwas weniger über die gesamte sitzbank verteilen könnte, damit die gäste (wir) uns setzen könnten. Was sie dann auch anstandslos tat. Schließlich gab es zu ihrer linken noch enorm viel platz mangels anderer gäste.

Die beiden quakten fröhlich weiter (was westdeutsche vermutlich eher als stänkernde unterhaltung empfunden hätten), bis wir unser essen bestellt hatten: 2 x "winterauswahl", d.h. einmal ein steakfilet mit gigantischen gambas und grünem spargel und einmal einen supertollen Neuseeländischen fisch mit mischreis u.a. - sah auf dem foto der karte richtig groß und lecker aus. War aber in real terms ziemlich mickrig und klein.

Egal, was die beiden Ete-Petetes offenbar störte, war der fischgeruch, der eben von dem servierten fisch ausging (der zwar akzeptabel, aber eben bei weitem nicht so toll wie auf dem foto aussah). Beide echauffierten sich über den fischgeruch in jener widerwärtig halblauten art, die sicherstellen soll, dass der nicht angesprochene es aber auch ja hört.

Während ich der meinung bin, dass man in einem restaurant, wo eben auch fisch serviert wird, davon ausgehen kann, dass es logischerweise auch essensgerüche geben muss, sahen die beiden Berliner schranzen das offenbar anders.

Ein weiterer meinungsunterschied lag offenbar in unserer esskultur: während wir wert auf eine angenehme atmosphäre und zweisamkeit (oder aber, wie schon mal erlebt, auch angenehme gespräche mit tischnachbarn, die nicht aus der Berliner bourgeoisie stammen) legen, sahen die beiden schrumpelschnecken ihre bestimmung anscheinend darin, andere anzustänkern und ihnen gespräche zu oktroyieren.

Nun habe ich rein gar nichts dagegen, mich mit fremden menschen zufällig und nett zu unterhalten, jedoch finde ich es äusserst bekloppt, ein solches gespräch unter negativen vorzeichen zu versuchen und den anderen als erstes anzupissen - und das auch noch für einen fisch, den man selbst gar nicht gefangen hat. (Der fisch schmeckte übrigens wohl gut, obwohl er so einen angeblich intensiven geruch ausströmte.)

Irgendwann ging mir das bewusst halblaut gehaltene geseiere der beiden mumien auf den sack, so dass ich höflich, sachlich und in angemessener tonlage derjenigen sich in diesem moment wieder echauffierenden den vorschlag unterbreitete, sich doch an den nebentisch (links von ihr) zu setzen, wenn sie der fischgeruch störe. Ich hätte selbstverständlich auch auf Berlinerisch sagen können: "Wennden Problem hast, verpiss dir, Alte!", aber als westdeutscher bin ich für sowas zu wohlerzogen.

"Ach, nein, ich bin heute schon genug umgezogen", fötete sie blond als antwort, was mir den eindruck aufnötigte, dass sie eigentlich nur ein gespräch mit uns anfangen wollte. Warum sie das nicht auf zivilisierte und nicht beleidigende art machen konnte, bleibt ihr Berliner rätsel.

Jedenfalls hatten diese schranzen wohl mit allem, nur nicht mit dieser höflich-kühlen art von mir gerechnet. Kein wunder, sehe ich doch aus wie ein milchbubi, der keiner scheiss Berliner fliege etwas zuleide tun könnte.

Dafür kam dann die andere aso-faltierte tusse nach ihrem schock in fahrt und meinte, wie gehabt, in halblautem ton sich über meine "Bemerkung" auslassen zu müssen. Ich war kurz davor, in dem lokal eine szene zu machen und sie laut für das ganze lokal aufzufordern, dieses zu verlassen oder aber eine kellnerin dies erledigen zu lassen, nahm aber davon abstand, weil die beiden schrumpeligen pelztussen mit ihrem mahl zuende waren. So schien es zumindest. Bedauerlicherweise bestellte sich schrumpel nr. 1 noch einen nachtisch. Und danach einen kaffee.

Wir beschlossen daraufhin, die beiden einfach zu ignorieren. Eine szene zu machen, steht eigentlich nur solchen schrumpelberlinerinnen, die sich an sowas aufgeilen. Normale menschen (westdeutsche, ostdeutsche und nichtdeutsche) verderben sich damit nur selbst den abend.

Diese Berliner kotzen mich an.

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